Förderpreis Diplomarbeit von Elianne Rüedi
Am jährlich verliehenen vsi.asai. Förderpreis für die beste Innenarchitektur-Diplomarbeit wurde in Basel die Arbeit von Elianne Rüedi ausgezeichnet. Ihre Arbeit besticht durch eine konsequente Umsetzung des Themas Bibliothek für Blinde. Die Bedürfnisse und Anforderungen der Nutzergruppe wurden erkannt und anhand eines prägnanten gestalterischen Themas ästhetisch umgesetzt.
Aus diesen Gründen hat sich die Arbeit in der letzten Jurierungsrunde knapp gegen die zwei weiteren Konkurrentinnen durchgesetzt.
Die Jury:
Antonia Banz
Felice Dittli
Dominic Haag
punkt um punkt zum ganzen wissensdurst und kaffeeduft
Ausgangslage . Lesen ist für Blinde und Sehbehinderte eine wichtige Form, um an Informationen zu gelangen. Den 13’500 Blinden und 100'000 Sehbehinderten in der Schweiz stehen drei grössere Bibliotheken zur Verfügung, wobei zwei als reine Fernleihbibliotheken funktionieren. Das Blindenheim Basel ist eine der grössten Ausbildungsstätten für Blinde und Sehbehinderte in der Schweiz. Das Erlebnis, sich in Räumen voller Wissen und Geschichten aufzuhalten und sich dort auszutauschen, ist deshalb für Blinde und sehbehinderte Menschen bis jetzt fast nicht möglich.
Zielpublikum . Im neuen Bücherhaus an der St. Johanns-Vorstadt 38 in Basel wird dieses Erlebnis geschaffen. Informationen zu finden oder Geschichten zu hören, soll Grund für einen angenehmen Aufenthalt in diesen Räumlichkeiten sein. Das Bücherhaus steht allen Interessierten offen. Es soll Sehende durch Veranstaltungen im Zeitschriftencafé und eine grosse Anzahl an Hörbüchern genauso ansprechen wie Blinde oder Sehbehinderte. Menschen zu treffen, kennenzulernen und sich auszutauschen soll an diesem Ort zur Selbstverständlichkeit gehören.
Raumkonzept . Das Bücherhaus setzt sich aus vier Teilen zusammen: Der Empfang und das Zeitschriftencafé befinden sich im Erdgeschoss. Die Belletristikabteilung findet man im ersten Obergeschoss. Die Sachbücher sind im zweiten Obergeschoss zu finden. In der Abteilung der Sachbücher «Blindenwesen» im ersten Untergeschoss ist die Beratungs- und Anlaufstelle für Blinde, Sehbehinderte und Interessierte, sowie die Verwaltung des Bücherhauses untergebracht.
Gestaltungsidee . Für blinde und sehbehinderte Menschen setzen sich viele kleine Informationen zu einem Raum und somit einer Raumvorstellung zusammen. Genauso setzt sich auch Wissen zusammen, aus vielen kleinen Teilen, die verbunden und verknüpft werden, entsteht ein Überblick und ein Gesamtwissen. Diese Art, Räume zu erfahren und Wissen zu erarbeiten, ist Basis für die Gestaltungsidee. Es soll ein Ort entstehen, der den Behinderungen der Menschen angepasst ist, sodass diese ohne Hindernisse das Wissen finden, das sie suchen und die Unterstützung bekommen, die sie brauchen. Die Möbel übernehmen eine führende und raumgenerierende Funktion. Entlang der Theken und Regale werden die BenutzerIinnen sicher durch das Gebäude geleitet.
Material-, Farb- und Lichtkonzept . Die Hell-Dunkelkontraste bei Farb- und Materialwahl vereinfachten die Orientierung für Sehbehinderte mit totaler Farbenblidnheit. Der bestehende Treppenkern dient im Inneren als Inhaltsverzeichnis mit den 3-D-Tastmodellen und Orientierungshilfe auf den Geschossen. Die Tapete mit Prägung in Brailleschrift, die den Treppenkern auf allen Geschossen einhüllt, unterstreicht diesen Kern als Fixpunkt. Die Stoffbespannung der Regale bringt eine verbesserte Akustik, und durch die klare taktile Unterscheidung zur bestehenden Bausubstanz werden die Regale als selbstständiges Element wahrnehmbar. Der natürliche Lichteinfall wird in allen Räumen mit Vorhängen gedämpft, damit auf die verschiedenen Lichtbedürfnisse eingegangen werden kann. Die künstliche Beleuchtung erzeugt verschiedene Lichtstimmungen, die den empfindlichen Augen der Sehbehinderten gerecht werden.