Gründungsmitglied Oskar Kunz wird 90, vsi.asai. gratuliert!
Viktor, Oskar, Leonard Kunz, Architekt, Lenzburg
Rufname Oskar, von Freundinnen und Freunden genannt Vik.
Geboren am 18. Dezember 1917 in München als Sohn des Konrad Kunz, geb. 6.3.1854, und der Paulina geb. 26.3.1876 Kunz - Baumgartner.
Beruf des Vaters: Bierbrauer;
Heimatberechtigt in Schönenberg - Kradolf / Neukirch an der Thur.
Aus wirtschaftlichen Gründen verliess die Familie 1919 das kriegsversehrte München. Sie reisten zurück in die Schweiz und fanden die erste Wohnung im Brüttelhaus (heute Rudolf Steinerschule) in Schafisheim. Seit 1921 lebte die Familie Kunz mit ihrem Sohn Oskar ununterbrochen in Lenzburg.
Wer kennt nicht die Persönlichkeit, mit silbergrauen, gewellten, eher langen Haaren, eine Cigarre rauchend, im Sommer farbige, fröhliche Kleider tragend und bis vor kurzen mit dem roten Cabriolet unterwegs, Architekt Oskar Kunz.
Sein Leben ist eine kleine Geschichtslegende. Heute wird er 90 Jahre alt. Dank seinen Eltern kann er aber spielend über eine Zeitgeschichte von 130 Jahren erzählen. Und das ist etwas was er besonders gerne macht, seit er 1991 aus dem aktiven Berufsleben zurückgetreten ist.
Nach den Schulen und einer Innendekorationslehre in Lenzburg, konnte der begabte Zeichner, Maler, Kreateur 1937-40 die Kunstgewerbeschule Zürich , Fachklasse Innenarchitektur, besuchen und mit Auszeichnung abschliessen. Wanderjahre ins Ausland waren sein innigster Wunsch. Durch den 2. Weltkrieg und seine Aktiv-Dienstzeit konnte sein Wunsch nicht in Erfüllung gehen.
Als initiativer, kreativer Innenarchitekt arbeitete er bis 1946 in verschiedenen Büros als Mitarbeiter und zuletzt als Büroleiter in namhaften Einrichtungs- und Planungsbüros in Zürich.
Aus der Studienzeit in Zürich verband ihn die Freundschaft mit Lina Reimann aus dem Zürcher Nordquartier. Die attraktive, lebensfreudige, spontane Lehrerin konnte der Persönlichkeit von (Oskar) Vik Kunz nicht widerstehen, sie verliess Zürich am 22. Mai 1943 heirateten sie und zog zu Oskar und seiner damals 67 jährigen Mutter Paulina nach Lenzburg, in das prächtige Burghalden-Haus. Miteinander durften sie die freudige und schwere Aufgabe der Erziehung und Ausbildung von 2 Töchtern (Brigitte und Liselotte) und 2 Söhnen (Viktor und Koni) tragen. Und wer kennt sie nicht, seine behinderte Tochter Liselotte, sie wurde am 29.10.2007 60 Jahre alt, die fröhlich oder manchmal störrisch brummend durch die Stadt zieht, alle Leute freundlich grüssend, aber ebenso bestimmt ihr fremde Personen fragend woher, wohin, was schaffen sie, was kaufen sie, und so fort. Ja diese Liselotte war eine besondere Zesur in der jungen Familie, durch ihre Behinderung wurden viele Entscheide das Leben in der Familie, im Beruf, in der Gesellschaft vom Gesundheitszustand der Tochter Liselotte beeinflusst.
Im Februar 1946 machte sich Oskar Kunz selbständig und eröffnete sein Innenarchitekturbüro im heutigen repräsentativen Festsaal des Hauses neue Burghalde, Lenzburg. Schon damals wurde dieser Raum von der jungen Familie Kunz multifunktional genutzt. Es war Büro / Atelier, Wohnzimmer und Festsaal für eine illustre Berufsgilde aus der halben Schweiz. Hier trafen sich Freunde, Berufskollegen, Künstler. Ganz besonders war es ein Ort wo junge Berufsleute und Hospitanten aufgenommen und gefördert wurden. Die Aus- und Weiterbildung des Berufsnachwuchses war ihm über Jahrzehnte ein grosses Anliegen. An der Kunstgewerbeschule Luzern war er über 25 Jahre nebenamtlich Professor für Innenarchitektur und Produktegestaltung. In diesen Funktionen hatte er regen Kontakt zu Hochschulen in Deutschland und Österreich. Die nicht vergönnten Wanderjahre wurden auf diese Weise kompensiert. Auch Praktikanten aus Schweden, Deutschland, Argentinien waren für ihn ein wichtiges Erlebniselement im Berufsleben. Dass er 1942 zu den Gründungsmitgliedern der Vereinigung Schweizer Innenarchitekten VSI gehörte, kann kaum überraschen. Sowohl im VSI wie im SWB (Schweizer Werk Bund) war er im Vorstand über Jahrzehnte richtungsweisend aktiv. Dieses Engagement machte ihn zur kompetenten, beliebten und hochgeachteten Persönlichkeit in der Schweizerischen Innenarchitekturszene.
In den Anfangsjahren kaum spürbar, trat 1960 eine Wende in seine berufliche Aktivität. Damals eröffnete seine Frau Lina, zur schulischen Förderung ihrer Tochter Liselotte, die erste deutschschweizerische Heilpädagogische Tagesschule in Lenzburg. Einerseits wurde durch die Schule auch der Tagesablauf im Büro mitbestimmt, Abholen und Zurückbringen der Kinder war eine Aufgabe die er und Mitarbeitende übernahmen. Zunehmend durften Planungsaufträge für Behinderten Wohn- und Schulheime sowie Tagesschulen verwirklicht werden.
Auf 1. Januar 1964 machte Oskar Kunz seinen mehrjährigen Mitarbeiter Hans Amrein zu seinem gleichberechtigten Büropartner. Das Architekturbüro Kunz %26 Amrein, oder wie es in den 60er Jahren im Städtli - Volksmund hiess - Büro "Schnauz und Bart" - entwickelte sich zu einem weit über die Lokalgrenze hinaus bekanntes Architekturbüro für individuelle Planungsaufgaben im Privaten, Dienstleistungsbereich und für öffentliche Bauten. Neben vielen Einzelbauten, Möbel und Einrichtungsgegenständen die von seinem Schaffen noch nach 50 Jahren in bleibendes Zeugnis geben, war für ihn nicht das Gebaute, das Realisierte, nicht der wirtschaftliche Erfolg das Wichtigste, sondern die Menschen die seine Planungen nutzen, benutzen oder umsetzen durften. War der Ort den er durch seine Planung neu definierte. Diesem Ort wollte er nie wehtun, respektierte ihn, gab ihm eine neue Entwicklungschance.
Neue Chancen seinen Mitmenschen geben, gleich welcher Herkunft oder Nationalität, ist eine seiner überragenden Lebenshaltung.
1993 schied er aus dem aktiven Berufsleben aus. Als 1996 seine geliebte Gattin Lina nach einer langen, schweren Krankheit starb, wurde es stiller in seiner Stube seines Hauses.
Wir hoffen und wünschen, dass sein selbstloses Verschenken von unmessbaren Werten, ihm auf seinem Lebensweg ins nächste Jahrzehnt viele sonnige Erlebnisse bringen möge.